und auch die Schmelzwerke wie Gold, Sieber, Eisen, Blei und Sieberglätte geschmolzen und bearbeitet wurden, auch das Münzamt, wo das Gold geprägt wird, da sind 5 Maschienen und es können an einem Tag 6 Ztr. Zwanziger fertig werden.

Am 2. Mai lies ich mir vom Stadthaupt- mann in Kremnitz nach Prag visieren. 
Ich wußte aber auf der Karte auf etliche Stunden keine Straße zu finden und gieng daher, um wieder auf die Straße zu kommen, gerade Wegs über H. Kreuz Scharlowitz und Lanowisch nach Neustädtl. Diese Gegend, mehr eben als Gebirgig und fruchtbar an Getreidebau in der Gegend bei Neustädtl giebts auch Weinberge.  
Von Neustädtl nach Hollitsch hatte ich inzwischen das mittlere Karpatische Gebirge zu besteigen. Den 2. Tag meiner Reise über dieses Gebirge verrichtete ich die höchste Anhöhe desselben, ich sah nun mehrere Stunden lang kein Ort und keine Menschen nichts, als die manchmal so eng und krumme Straße, rechts und lings meistens Waldungen, es regnete heftig und ich hatte einen Schutz vor Regen unter einer großen Buche unter welch ich mich ganz sorglos und Troz des Regens und schlimmem Weges unverdrossen hinstellte. Aber mit einem Male hörte ich hinter dieser Buche und den umstehenden diken Gesträuchen ein kleines Geräusch und da ich mich umsah, stand ein ganz zerlumpter Kerl neben, mir welcher mich nach seiner Slowakischen Sprache anredete. Soviel ich verstand, gab er mir den Gruß, ich sagte bloß Niemetsch. Da er nun gewahrte, das ich ein Deutscher sey, redete er Deutsch.

Nachdem wir kaum ein paar Augenblicke beieinander gestanden waren kam noch ein zweiter, und gleich hinter Ihm ein  dritter zum Vorschein, letzterer hatte eine kleine Axt unter seinem zerlumpten Mantel.

Ich wußte nicht, was diese 3 Kerle seien oder was sie wollten, doch sie kamen mir verdächtig vor und ich war ja ganz Allein.

Sie fragten mich nun wo ich herkäme und wo ich hinwolle und ich sagte ihnen gerade die Wahrheit, das ich von Pesth aus Ungarn komme und reise jetzt geraden Wegs nach Hamburg (!).

Aber da gehört Geld dazu, sagte einer von den Dreien. Das ist meine Sorge und die Eurige nicht, erwiederte ich Rasch und mit ernsthaftem Blike. Doch das immerwährende immer genauere ausfragen machte mich verdrossen und auch zum Theil unruhig und indem ich sagte, ich sehe das mit dem Regen kein aufhören zu erwarten ist, Adie; gieng ich mit raschen Schritten der Straße zu. Sie wollten mich zurückhallten, ich soll warten bis es aufhört, ich lief schneller und da mir einer nachlaufend bath, ich soll mich doch nicht so in Regen hineinmachen, es sei noch weit bis in das nächste Dorf, da stand ich und schrie ihm entgegen, indem ich den Degen aus dem Stoke ziehend ihm zeigte: ich Rathe Dir umzukehren! gehorchte Er auch und ich gieng meinen Weg weiter und erreichte nach einer halben Stunde ein Dorf, wo ich dann übernachtete, weil ich ganz durchnäßt war und wo ich von dem Wirth auf mein bittendes ansuchen stadt des unterbettes Stroh, und ein Pferdblache als oberdeke erhielt, Schlafgeld 6 Kreuzer w.w.

Am 8. März 1845 gieng ich bei Göding über die Gränze nach Mähren. Die Gränzaufseher durchsuchten mein Wanderbuch, da war alles in Ordnung.
Da ich aber noch einen Beutel voll Rauchtoback hatte, nahmen sie mir die Hälfte, weil mann nur 2 Loth über die Gränze tragen darf.

Am 9 März kam ich in Brünn an.

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Wir haben auf der Reise 
Gar mancherlei erschaut  
Und uns verschiedener Weise  
Geärgert und erbaut.   

Sehenswerth ist in Brünn:  
Der Spielberg einem Festungswerke gleich, ist ein Staatsgefängniß/ Citatelle/ die Augustiener Kirche, Jesuitten Kirche, in der Nähe: Die Karthause Königsfeld, die Marmorbrücke, das Schloß mit dem Garten bey Austerlitz.

Brünn ist die Hauptstadt von Mähren am Zusammenfluß der Schwarzawa und Zittawa mit 40.000 Einwohnern. 
Von Brünn reißte ich nach Prag. Hatte meistenstheils keinen Gefährten. Es ist in diesem Böhmerland für einen Deutschen sehr schwer zu reisen, ich sehnte mich herzlich nach Prag und hoffte, das ich dort in dieser Hauptstadt von der Beschwerlichkeit meiner Reise ein wenig ausruhen zu können, aber, Ach ich fands nicht besser, keine ordentliche Kost konnt ich auf dem Lande nicht bekommen, an kein Bett war gar nicht zu denken, auch mit der Sprache konnte ich öfters nicht begehren, was ich gewünscht hätte.

O Liebes Deutschland, dachte ich oft, wie sehn ich mich nach Dir. 

Am 15. März kam ich nach Prag und am 16., als am Tage Joh. von Nepomuck ist das große Fest in Prag und ganz Böhmens.    

Ich besah den 15.- 16. May die Merkwürdigkeiten in Prag: Die prächtig Brücke über die Moldau 1790 Fuß lang, 25 Fuß breit mit 28 steinernen Bildsäulen. Das Grabmahl des Heiligen Joh. von Nepomuck in einem silbernen Sarg, auf welchem dieser Heilige in Lebensgröße aus Silber geschnitzt kniet und von 2 Engel in die Höhe gehalten wird. Die Bilder- und Kunstausstellung, in welche ich ein Büschken sah,  
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