Aber durch Rekomptation des Michael Gaimann von Günz kam (ich) nach Ottobeuren, da arbeitete vom 2. Sep. 1839 bis zum 27 Juny 1841 beim Hafner-Meister Jos. Kümmerle, ging aber wieder nach Hause und arbeitete bey meinem Bruder. 
Nun aber war ich in den Jahren, wo ich zur Constitutzion einberufen wurde, wir waren in unserm Landgericht Türkheim 153 Bursche und ich hatte das Glück, die No. 144 zu ziehen und war allso für immer vom Militär Stande frey. –  
Ich schätzte mich glücklich und besann mich wie ich mir dieses Glück am besten zu Nutzen machen könnte.
Dies sind die kurz gefaßten Reisen in meinem Vatterland.  
Die Menschen sind nicht nur zusammen, wenn sie beisammen sind; auch der Entfernte, der Abgeschieden lebt uns.

 Die Reisen außer dem Vatterland

Nachdem ich nun von der Constitutzion frey geworden, und die Bewilligung erhalten hatte, auch im Ausland reisen zu dürfen, so schickte ich mich auch zur reise an und zwar mit freiem und unbescholtenen Willen diesmahl gleich hinaus zu wandern, um mein Glük in Fremden Ländern zu suchen. Wer Arbeitsam ehrlich und Fleißig ist; dachte ich, wird auch in Ausländern ein gutes fortkommen haben.  
Wenn wir auch alles haben, 
der Erde reichste Gaben, 
Gesundheit, Ehre, Glück, 
Und sind doch nicht zufrieden 
Mit dem, was uns beschieden, 
So bleibt umwölkt des Menschen Blick. 
Drum teurer Jüngling! strebe 
Nach Tugend und erhebe 
Auf jenseitz Deinen Blick. 
Hast Du die Pflicht erfüllet 
der Thaten Durst gestillet, 
Dann winkt dir dort ein reines Glück. 

Am 30 September 1843 Morgens 7 Uhr war ich reisefertig und nahm Abschied von meinem Vätterlichen Hause und von den Meinigen aber die Liebe und Freundschaft meiner drei Kammeraden des S. Stadler,  
J. Neher und A. Gambühler, welche mich begleiteten hielten mich noch auf  bis 11 Uhr – und alsdann nahmen wir erst Abschied von einander bey Anhofen, ich gieng forwärts in Gottes Nahmen seinen Schutz und Segen anrufend sagete ich auf dem Berge bey Steinkirch meinen Vatterorte Wald ein Lebewohl.

Den ersten Tag kam ich bis Göggingen übernachte bey Ochsenwirth und ging zum 1 Okt. fünf Morgens nach Augsburg und fuhr alsdan auf der Eisenbahn nach München. Um 12 Uhr Mittags war ich bereits auf der Herberge angelangt bey Giulianerbräu. Gab mein Felleisen aufzubewaren und begab mich als dann auf die Theresiawise um die Merkwürdigkeiten des Oktoberfestes meiner Vatterlands-Hauptstadt nochmals zu beschauen. Abends gieng ich wieder auf die Herberge. Ich hätte zwar Arbeit bekommen können in München und in der Au, aber ich blieb bey meinem Entschluß ins Ausland zu reisen.

Wir waren an jenem Abend 4 Fremde auf der Herberg. Auch Arbeits-Gesellen kamen mehrere und wir wurden von ihnen ausgeschenkt oder vielmehr Zech frey gehalten. Besonders ein Alter der schmeichelte sich ganz auserordentlich. Als es Zeit zum schlafengehen war, wurden wir zu Bette geführt. Ich und ein Bamberger und der Alte Arbeitsgesell kammen in ein Zimmer zu schlafen, und ich wunderte mich sehr, das auch dieser Alte Arbeitsgesell, der doch nur eine kurze Streke wegs nach Hause hätte, auf der Herberg blieb, doch ich schrieb die Uhrsache seiner Betrunkenheit zu und hatte also keine böse Gedanken darüber.

Wir schliefen; es mag ungefähr um Mitternacht gewesen sein, da kam der Alte zu meinem Bette, ich erwachte und fragte Ihn, was er hier wolle, da antwortete Er mir, er könne sein Bett nicht mehr finden und legte sich in das meinige zu mir, was mir sehr verdächtig zu sein schien, aber doch wollte ich ihn nicht mit gewalt in das seinige bringen und ließ Ihn liegen. 
Mit Tagesanbruch stand ich auf, gieng herunter und hinten in den Hof, um mich zu waschen, da kam auch der Bamberger aus nämlicher Absicht. 
Wärend wir beide uns wuschen, hörten wir den Alten von oben herunter schreien, wir verstanden Ihn aber nicht, was er meinte blos sahen wir Ihn den lehren Geldbeutel herunter zeigen. Was meint er denn? fragte mich der Bamberger. Lachend sagte ich, er wird es jetzt bereuen, das er gestern sein Geld durch gebutzt hat, darum zeigt er jetzt den leren Beutel.   

Indes hatten wir uns gewaschen und giengen in die Gaststube. Da kam der Alte herein, jammernd sagte er: mir wurde heute Nacht mein Geld aus dem Beutel gestohlen, und wer anderer, Herr Vatter, könte es haben, als diese zwey, sie schliefen in meinem Zimmer. Wir erschraken nicht wenig, Der Bamberger betheuerte das (er) gar kein Geld habe als das Geschenk von seinem Meistern. Und ich sagte, ich habe Geld genug, ich brauche von Dir keins zu stehlen und verbitte mir diese Beschuldigung. Es waren 4 Guldenstücke, nun laß dein Geld sehen und wenn du Guldenstücke hast, so bist du der Dieb, sagte der Alte zu mir. Ich ergrimmte so sehr, da ich den Alten ergreif und nach der Länge auf eine Tafel hinstreckte. Zu Hülfe, zu Hülfe sonst erwürgt er mich. Der Herr Vatter bat mich, den alten loßzulassen, den so stirbt er in meinen Händen.

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